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Breuer & Dhark
Zwei, die sich nie suchten und trotzdem fanden
Erinnerungen von Hajo F. Breuer
Meine erste Begegnung mit Ren Dhark fand 1966 an einem Kiosk statt.
Ich sah ein Romanheft mit einem ringförmigen Raumschiff auf dem Titelbild
und war fasziniert. Ich hätte mir das Heft gerne gekauft und es gelesen.
Aber mein Taschengeld reichte nur für den neuen Perry Rhodan.
Eine zweite Romanserie konnte ich mir einfach nicht erlauben. Und PR war
für mich Pflicht. Mein Englischlehrer - der mittlerweile verstorbene
Herr Reich - nannte mich "Romänchen", weil ich die langweiligen Schulwege
morgens und mittags stets lesenderweise bewältigte, meistens mit einem Perry
Rhodan vor der Nase. Ich war der ungekrönte Stadtmeister im unfallfreien
Lesen beim Gehen.
Perry Rhodan, das war für mich Science-fiction, wie sie sein mußte.
Abenteuerlich, phantastisch, knallhart. Für mich kam der Bruch, als Willi
Voltz die Exposé-Redaktion übernahm. Mit dem Aphilie-Zyklus konnte
ich einfach nichts mehr anfangen. Irgendwo mittendrin gab ich das PR -Lesen
auf. Als bekennender Sammler kaufte ich die Hefte zwar noch bis weit in die 1600er-Nummern
hinein, aber irgendwann ließ ich es dann ganz sein.
Wobei ich stets auf der Suche blieb nach Material aus den Federn der ursprünglichen PR-Autoren.
So entdeckte ich zum Beispiel Scheers ZbV. Da war es wieder, das Gefühl
aus meinen Jugendtagen: Abenteuer, Glaube an technischen Fortschritt, an persönliche
Integrität, an den Sieg des Guten über das Böse. Sicher, ZbV ist
trivial - aber Kult.
An Ren Dhark dachte ich schon lange nicht mehr. Bis ich eines Tages im
Katalog eines Buchversandes blätterte und auf den Titel "Sternendschungel
Galaxis" stieß, die erste Ausgabe der Ren Dhark-Buchreihe. Zu jenem
Zeitpunkt hatte ich zum Glück keine Taschengeldprobleme mehr und bestellte
das Buch. Ich las es mit großem Vergnügen, und dieses Vergnügen
steigerte sich noch, als ich feststellte, daß es von Hansjoachim Bernt
verlegt wurde, den ich aus der Comic-Szene flüchtig kannte. Endlich wagte
mal wieder jemand was! Das mußte natürlich belohnt werden, und ich
bezog meine weiteren Dhark-Ausgaben nicht über den Versand, sondern
im Abo direkt vom Verlag. Dadurch wurde auch der Kontakt zwischen Hansjoachim
und mir etwas enger, weil wir ab und zu lange, interessante Telefongespräche
führten. Dabei war es manchmal fast schon unheimlich, zu erkennen, wie ähnlich
wir viele Dinge beurteilten (und das übrigens auch heute noch tun).
Damals hatte ich aufgrund eines meiner Projekte Kontakt mit einem neugegründeten
Verlag, der mir anbot, eine SF-Serie aus meiner Feder zu verlegen. Der Vertrag,
der mir dafür angeboten wurde, kam mir allerdings mehr als merkwürdig
vor. Weil man aber weitreichende Entscheidungen, bei denen man sich nicht völlig
sicher ist, niemals allein treffen sollte, bat ich Hansjoachim um Rat. Der zeigte
mir die Fußangeln in jenem Vertrag und fragte mich wie nebenher: "Du kannst
auch schreiben?". Ich schickte ihm ein paar der Sachen, die ich in der Schublade
hatte - und bekam einige Tage später überraschend das Angebot: "Willst
du Ren Dhark machen?"
Das war eine Chance, die ich auf keinen Fall ausschlagen konnte. Natürlich
war mir auch schon aufgefallen, daß die Buchausgabe von Ren Dhark ziemlich
unregelmäßig erschien. Das hatte aber nicht am Verlag gelegen, sondern
an den Kollegen, die die Buchbearbeitung besorgten. Etwas, das ich nie so ganz
begreifen konnte. Ich bekomme einen Terminplan, schau, ob ich ihn halten kann - und
wenn ich zusage, dann halte ich ihn auch. Termintreue sollte für jeden in
unsere Branche das oberste Gebot sein.
Für mich war es plötzlich ein ausgewiesener Vorteil, kein Fachmann
für Ren Dhark zu sein. Ich kannte ja nur die
Buchausgabe des HJB-Verlags - und daran werde ich auch in Zukunft nichts
ändern. Denn diese Ausgabe weicht notgedrungen in einer ganzen Reihe
von Punkten von der ursprünglichen Heftversion ab. Ungereimtheiten
und Widersprüche wurden ausgebügelt und einige notwendige inhaltliche
Korrekturen vorgenommen. Kurt Brand, der geistige Vater von Ren Dhark,
hatte während der Zeit des ersten Erscheinens der Serie (1966 - 69)
leider niemals die optimalen Arbeitsbedingungen, die ein auf derart
große
Dimensionen angelegtes Projekt einer SF-Serie mit offenem Ende eigentlich
braucht. Ich hingegen kann meine Entscheidungen weitgehend frei treffen,
und auch langfristige Planungen sind für HJB kein Problem. Schließlich
soll der Commander mit seiner POINT OF noch möglichst lange
durchs All fliegen...
Soweit zur ersten Begegnung zwischen zwei Männern - der eine real, der
andere fiktiv -, die sich nie gesucht, aber dennoch zueinander gefunden haben.
Weitere Informationen über Hajo F. Breuer findet man unter Background. U.H.G./Red. |